Von INPA und UFAM

Logbucheintrag Donnerstag, 23.08: Auch heute überholten sich aufs Neue die Ereignisse. Gestartet wurde gegen neun Uhr, einer waldläuferfreundlichen Aufstehzeit, mit der wichtigsten Mahlzeit des Tages: dem Frühstück. Wunderbar gestärkt konnten uns auch 5-stellige Busnummern und ausschließlich portugiesisch sprechende Fahrer nicht davon abhalten unser erstes Tagesziel, den Forest of Science, zu erreichen. Tatsächlich sind wir in der Disziplin Busfahren inzwischen deutlich besser geworden, nachdem die anfängliche Verwirrung über fehlende oder unzureichende Busfahrpläne überwunden war.

Ein Hauch der Verwunderung ging durch die Gruppe, als sich der so genannte Wald der Wissenschaft mehr als Tierpark denn als Forschungsstätte entpuppte. Rita Mesquita, unsere Ansprechperson und Leiterin der Abteilung Outreach and Extension, gab uns aber recht bald Auskunft, dass sich hinter dem kleinen, für Touristen und Einheimische zugänglichen Teil auch noch die drittgrößte brasilianische Wissenschaftsorganisation, die INPA versteckt. Diese Institution für Amazonasforschung sorgt in den vier Teilbereichen biodiversity, environmental dynamics, technology & innovation sowie society & health für ein ausgewogenes Verhältnis von Artenschutz und ziviler sowie kommerzieller Urwaldnutzung. Unter anderem betreibt INPA auch den höchsten Forschungsturm der Welt, das ATTO-Projekt, welcher große Fortschritte in der Atmosphärenforschung brachte.

Nachdem uns die grobe Struktur geläufig war, erhielten wir eine Führung durch den Park, die uns nicht anschaulicher hätte zeigen können, welche Tierarten es im Amazonasgebiert zu schützen gilt. Wir kamen in den Genuss ein seltenes Exemplar des Riesenotters, Seekühe, Land- und Wasserschildkröten, Alligatoren sowie etwa einen Meter lange Zitteraale zu besichtigen, während Tukane in den Ästen über unseren Köpfen umherflatterten. Ein kurzer Starkregenschauer unterbrach den Rundgang für einige Minuten, jedoch konnte auch dieser die Entdeckerstimmung nicht trüben.

Nachdem wir uns von Rita verabschiedet hatten, machten wir uns fußläufig auf den Weg um den zweiten Tagesprogrammpunkt abzuhaken. Hierzu besuchten wir die Universidat federal de Amazonia (kurz UFAM), die nur ca. 20 Gehminuten vom Forest of Science entfernt lag. Dort wartete nach einer kurzen Stärkung Prof. Henrique dos Santos Pereira auf uns, ein Wissenschaftler, der sich auf die Veränderung der Amazonasflora und -fauna spezialisiert hat. Dahingehend war es ihm ein leichtes, uns durch einen ca. 90-minütigen Vortrag an die menschlichen Anpassungsweisen zum wechselnden Wasserlevel des Amazonas heranzuführen. Sehr gute Englischkenntnisse sowie sein enormes Fachwissen erlaubten eine tiefgreifende Diskussionsrunde im Anschluss. Neben den teuren technologischen Möglichkeiten der Anpassung konnten wir auch etwas über die Techniken der ärmeren Landbevölkerung lernen, bei denen der Schutz ihrer Behausung auch gleichzeitig die Sicherung ihrer Existenz bedeutet. Wie in Trance folgten unsere Ohren den Teils haarsträubenden Geschichten des Professors, beispielsweise einer vergleichsweise häufig angewandten Methode, sein Haus mithilfe von Wagenhebern aufzubocken.

Pereiras Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass nicht nur wir an diesem Nachmittag Freude an der Wissenschaft hatten. So konnten sich 12 gut gelaunte Waldläufer auf den Rückweg ins Hostel machen und sich dabei noch einige Zeit über die frisch erworbenen Eindrücke unterhalten.

Gegen 19 Uhr diesen Abends ging es dann zum letzten Mal vor die Türe. Diesmal zu einem weniger abenteuerlichen, jedoch auch ersehnten Ziel: einer Pizzaria, die neben den Klassikern Quattro de Queijos oder Mussarella auch eine Teigscheibe á la Palmito anbietet. Das bereits erwähnte Palmherz, das im Stamm des Acai-Baumes wächst, schmeckt wie eine Kreuzung aus Artischocke und Olive und verhielt sich daher recht polarisierend zwischen Vorlieben und Abneigungen der Testenden. Neben neuen Pizzabelägen lernten wir noch Laura kennen, mit der wir uns zum gemeinsamen Essen verabredet hatten. Die Angestellte des FAS, zudem wir am nächsten Morgen aufbrechen sollten, erklärte uns wichtige Sachverhalte und gab Einblicke, was uns erwartet. Ein interessantes Gespräch und italienisch-brasilianische Küche läuteten somit das Ende eines anstrengenden, aber äußerst aufschlussreichen Tages ein.

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