Auch am Freitagmorgen ging es wieder früh aus den Federn. Nach einem gemeinsamen Frühstück im Hostel ging es erst in den Supermarkt um die Lebensmittel zu kaufen, die wir für das Wochenende in der relativ abgeschiedenen Kommune, flussaufwärts des Rio Negro, brauchen würden. Dann fuhren wir mit dem Bus zum Hafen, an dem uns Roberto mit seinem Speedboat abholte. Fast zwei Stunden sausten wir den Fluss hinauf, der uns immer wieder Anlass zum Staunen gab. Am Ufer zu sehen gab es kleine Sandstrände, einfache Häuschen und schöne Felsen. Besonders imponierend war aber die Breite des Flusses. Oft konnte man nur erahnen, was am Ufer zu sehen war.
Angekommen im Dorf Tumbira wurden wir von zwei Brasilianern in Empfang genommen und nachdem wir uns kurz entspannt hatten und das Motorengeräusch in unseren Ohren endlich verstummt war, gaben sie uns eine Führung entlang der Häuserreihe. Hier fanden wir viel mehr, als wir Anfangs erwartet hatten. Unter anderem eine Schule mit rund 50 Schülern, einen kleinen Supermarkt, oder eher Verkaufsstand, eine Kirche und eine Bäckerei. In einem Häuschen lebte eine Familie, die Schmuck, Körbe, Untersetzer und mehr aus Açai Kernen und anderen Naturmaterialien herstellte, von der der ein oder andere gerne etwas kaufte.
Die Kommune arbeitet zusammen mit der einer Nachhaltigkeitsorganisation. Vor der Zusammenarbeit erlangte das Dorf sein Einkommen viel aus Abholzung und Wilderei. Nun hat sich hier einiges geändert und die Leute schützen den Wald mit Stolz.
Am Abend wurde dann auf der Veranda unserer Schlafhütte Karten gespielt und manche versuchten sich beim Fussball, wobei sie feststellen mussten, dass selbst die kleinen Mädchen im Dorf schon ein enormes Können aufweisen.
Am nächsten Morgen waren die meisten von uns sehr früh wach um sich den wunderschönen Sonnenaufgang über dem Rio Negro anzuschauen. Denn wann erlebt man das schon? Einige verbanden dies mit einem erfrischenden Bad, aber letztendlich suchten alle nochmal ihren Schlafplatz auf.
Vormittags ging es dann mit Roberto in den Dschungel. Auch hier wurden wir über Primär- und Sekundärwälder aufgeklärt und er erzählte uns allerlei spannende Dinge, die wir uns übersetzen ließen. Unter anderem lockte er eine riesige Spinne aus ihrem Bau, die angeblich nicht gefährlich sein sollte, welche er aber trotzdem nur mit einem Stock berührte. Der Pfad endete an einem kleinen Seitenarm des Flusses, von wo aus wir, vorbei an wunderschönen Wasserwäldern, wieder am Dorf angelangten. Kurz das Boot gewechselt und weiter ging es, an einen winzigen Strand, der doch nicht ganz so um die Ecke war, wie wir gedacht hatten. Nun hieß es: Ab ins Wasser. Niemand schien sich daran zu stören, dass man zehn mal dreckiger aus dem Fluss stieg, als man ihn betreten hatte. Alle waren nur erfreut über die kleine Abkühlung.
Den Nachmittag genossen wir ganz entspannt, zum größten Teil in den Hängematten, nachdem wir uns Mittagessen in der Schulküche zubereitet hatten.
Am Abend dann waren wir eingeladen zum Schulfest. Es entpuppte sich allerdings mehr als eine Mischung zwischen Schul- und Dorffest, das erst gegen acht Uhr abends im Dunkeln begann und allerlei Attraktionen zu bieten hatte. Ziemlich zentral des Festplatzes war ein großes Rechteck abgesteckt worden, dessen Bedeutung wir später noch erfahren sollten. Drumherum waren Tische und Bänke aufgebaut und hinter einigen versteckten sich Essensstände oder Sachen wie Entchen angeln. Der ganze Platz war geschmückt mit einer Vielzahl an bunten Papierfähnchen, die, wie wir in Erfahrung bringen konnten, von den Lehrern gebastelt wurden.
Relativ bald begann ein Teil der Schüler mit einer Theateraufführung, von der wir Inhaltlich zwar kaum etwas verstanden, die uns aber durch die prachtvollen Kostüme aus Naturmaterialien und bemalten Körpern in ihren Bann zog.
Darauf hin betraten Kinder und Jugendliche allen alters sich tanzend in die „Arena“ zu bewegen und tanzten einen unglaublich langen Gruppentanz, bei dem wirklich jeder sehr viel Spaß zu haben schien. Es folgte ein ähnlicher Tanz, diesmal von den älteren Schülern, bei dem sich die Mädchen als Jungen und die Jungen als Mädchen verkleidet hatten. Trotz großem Spaß, schien nicht jeder vollständig zufrieden mit seinem Outfit. Bei einem späterem Catwalk konnte dann aber jeder, der sich dazu bereit fühlte, das Beste aus sich herausholen.
In den Programmpausen wurde fleißig Bingo gespielt. Den Abend begleitete eine Band, deren Rhythmen zwar speziell, jedoch nicht allzu vielfältig waren, dennoch so manches Tanzbein schwingen ließen und dazu beitrugen, dass bis tief in die Nacht gefeiert wurde.
Am Sonntag wirkte daher alles ziemlich verschlafen. Richtig aufregend wurde es erst wieder auf der Rückfahrt nach Manaus. Frühen Nachmittag brachen wir erneut mit dem Speedboat auf. Das Wetter war von vorneherein nicht so schön wie am Freitag. Es war windig und die Wellen auf dem Fluss ließen das Boot hart auf das Wasser klatschen, was schnelles Fahren unmöglich machte.
Vor uns zog sich der Himmel düster zusammen. Aufgrund der hohen Breite des Flusses, wagte Roberto sich an den Versuch das Gewitter zu Umfahren. Schließlich mussten wir jedoch aufgeben und Umdrehen, wobei die Hälfte der Besatzung sehr nass wurde. Nun waren wir auf der Flucht. Mit dem Unwetter im Nacken, versuchten wir auf unserer Uferseite einen Platz zum Anlegen zu finden, was sich als sehr schwierig herausstellte, da Bäume und Sträucher das Ufer unzugänglich machten. Schließlich banden wir unser Boot an einen Ast und schaukelten eine Stunde auf dem Fluss hin und her, bis wir unsere Fahrt fortsetzen konnten. Die Zeit wurde natürlich für ein abenteuerliches Seemannsmahl genutzt, wozu jeder noch eine Kleinigkeit in seinem Rucksack fand.
Bis wir dann, nach langer Boots und Busfahrt wieder am Hostel angelangt waren, war es Abend geworden und mit einem leckeren Essen leiteten wir unsere letzten zwei Tage in Brasilien ein, die nun zu freier Verfügung stehen sollten.