Gruppen leiten lernen über Silvester

Foto: Manuel Cichos

Gruppen leiten lernen über Silvester

Einblicke in die aktuelle Jugendleiter*innen-Ausbildung der Waldjugend

Zwölf Jugendliche und junge Erwachsene aus der Deutschen Waldjugend (DWJ) haben über den Jahreswechsel 2022/2023 mit Erfolg an der verbandseigenen Fortbildung für Gruppenleitung teilgenommen, dem „BuGruLeh“. Die frischgebackenen Nachwuchs-Gruppenleitenden haben nun das Zeug dazu, ihre Begeisterung für den Wald und ihr Wissen über Umwelt-Zusammenhänge in non-formellen Bildungssettings an Kinder zwischen 8 und 14 Jahren weiterzugeben. So ausgerüstet können sie außerdem die Jugendleiter*innen-Card (JuLeiCa) beantragen. Diese bescheinigt Ehrenamtlichen in Deutschland ihre Tätigkeit offiziell. Lotty Richter und Moritz Höpner aus dem Orga-Team des Lehrgangs berichten über ihre Erfahrungen und erläutern, worum es beim „BuGruLeh“ geht.

Gruppenarbeit – Kernpunkt der Waldjugend

Waldjugendarbeit – die wäre ohne regelmäßige Gruppenarbeit kaum vorstellbar: Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, die als “Wildling” zur Waldjugend kommen, finden in wöchentlichen Gruppenstunden ihren festen Bezugspunkt, schließen Freundschaften und erfahren das Abenteuer Wald hautnah.

Die meist nicht viel älteren Gruppenleitenden – in der Regel zwischen 16 und 28 Jahre alt – werden Vorbilder für die Kleinen: Dann heißt es spielend lernen, wie sich Buchen von Hainbuchen unterscheiden, welche Waldfrüchte das Rotwild am liebsten verspeist oder warum zur Waldpflege nicht nur Bäume-Pflanzen gehören kann sondern auch Bäume-Fällen.

Gruppenleitung – das bedeutet, stets den Überblick zu bewahren und dabei den persönlichen Horizont immer zu erweitern: Verantwortung für eine Horde Kinder zu übernehmen und in allen Lebenslagen einen kühlen Kopf zu bewahren. Es bedeutet aber auch, selbst mitzubestimmen, das Waldjugendleben zu gestalten und sich in den Verein einzubringen.

Die Entscheidung reift: Ich möchte eine Gruppe leiten!

In der Regel schauen die Gruppenleitenden der Waldjugend selbst auf eine Zeit als “Wildling” im Verband zurück. Ideen für die erste eigene Gruppenstunde bringen die meisten angehenden Gruppenleitenden schon mit, wenn sie sich ab 16 Jahren auf einen Gruppenleitungslehrgang begeben.

Für die heranwachsenden Waldläuferinnen kommt mit steigendem Alter der Moment, in dem sie zu alt werden, um “nur noch” Gruppenkind zu sein. Sie können allmählich schon mehr Verantwortung für sich und andere übernehmen. Bei wem der Wunsch eine eigene Gruppe zu leiten mit der nötigen Reife und Erfahrung zusammenfällt, entsteht oft das Bedürfnis nach einem Ausbildungsangebot:

Foto: Manuel Cichos

Welche Rechten und Pflichten habe ich als Gruppenleiterin? Was ist zu tun, damit ein Wildling in meiner Gruppe Mitglied wird? Welche pädagogischen Konzepte helfen mir in der Jugendarbeit? Was ist eigentlich das Leitbild der Waldjugend? Fragen wie diese sind aus dem Bauch heraus schwer zu beantworten und doch so wichtig für die erfolgreiche eigene Gruppenstunde.

Warum ist der BuGruLeh für angehende Gruppenleitende so vielversprechend?

Damit angehende Gruppenleitende gut gerüstet in die Jugendarbeit starten, bietet die Waldjugend Gruppenleitungs-Lehrgänge an: den BuGruLeh auf Bundesebene, und verschiedene Landeslehrgänge auf Landesebene. Der BuGruLeh, also der “BundesGruppenleitungsLehrgang”, richtet sich an Waldläufer*innen in ganz Deutschland und gibt Tipps und Tricks an die Hand, damit diese mit einem guten Gefühl in die Gruppenarbeit einsteigen können. Einmal vom Lehrgang zurück hat sich der Bekanntenkreis sicher um einige Kilometer erweitert.

Der Lehrgang behandelt Themengebiete wie Pädagogik, Erlebnispädagogik, Recht, Kindeswohl, Gruppenstunden- und Kassenführung – aus theoretischer wie aus praktischer Perspektive. Dabei kommt Waldjugendtypisches natürlich nicht zu kurz: Bei bestem Winterwetter werden Spiele gespielt, Kohten aufgebaut und die Natur rund um den schönen Gillerberg erkundet.

Die aktuellen Herausforderungen in Wald und Klima werden anhand dessen gemeinsam mit dem Förster vor Ort thematisiert. In gemütlichen Abendrunden knüpfen die Teilnehmenden neue Freundschaften, lernen neue Lieder kennen und erfahren Spannendes über die Geschichte der Waldjugend und der jugendbewegten Vereinskultur und verleben auch nicht zu Letzt einen Silvesterabend, den sie hoffentlich nicht so schnell vergessen.

Foto: Manuel Cichos

JuLeiCa-Kriterien stellen die Lehrgangsqualität sicher

Jugendliche und junge Erwachsene, die den BuGruLeh absolvieren, können ehrenamtliche Jugendleiter*innen werden, indem sie die JugendLeiter*innen-Card (JuLeiCa) beantragen. Die JuLeiCa bescheinigt deutschlandweit offiziell die Eignung zur* Gruppenleiter*in.

Sie erlaubt es den Gruppenleitungen einerseits, sich bundesweit als ein*e solche*r auszuweisen und bietet andererseits verschiedene Vergünstigungen. Darüber hinaus stellen die JuLeiCa-Kriterien sicher, dass der Silvester-Lehrgang der Waldjugend sich mit anderen Jugendausbildungsprogrammen vergleichen kann.

Wie und durch wen gelingt der Lehrgang?

Die Organisation des Lehrgangs übernimmt Jahr für Jahr auf‘s Neue ein Team von etwas älteren Waldläufer*innen. Gemeinsam arbeiten sie sich in die Themen des Lehrgangs ein und bereiten die Woche für die angehenden Gruppenleitungen vor.

Denn außerhalb der „Unterrichtseinheiten“ geht es auch darum, den Lehrgang an sich als Erlebnis zu gestalten. Schließlich entscheiden sich die jungen Waldläufer*innen in ihren Weihnachtsferien mal auf eine andere Art Silvester zu verbringen und auch das macht den BuGruLeh so besonders.

Üblicherweise findet der Lehrgang im Laufe von sieben Tagen über Silvester statt. Tagungsort für die Waldläufer*innen ab 16 Jahren ist schon seit den 1970er Jahren das Jugendwaldheim Gillerberg in der Nähe von Siegen.

Verständnis für Wald an zukünftige Generationen weitergeben

Der Klimawandel hat die Wälder rund um das Jugendwaldheim in den letzten Jahren stark verändert: Standen vor 10 Jahren noch schneefeste Kleidung auf der Packliste, so müssen sich Teilnehmende dieser Tage eher auf einen regnerischen und windigen Jahreswechsel einstellen. Denn, die Winter werden auf dem Gillerberg immer wärmer und der Wald immer lichter.

Vor diesem Hintergrund bleibt es auch für den Verein “Deutsche Waldjugend” wichtig, weiter neue Gruppenleitende auszubilden, die die Begeisterung am Naturschutz und das Verständnis für den Wald an die Jüngsten in unserer Gesellschaft weitergeben möchten.

Ohne neue Gruppenleitungen wäre die Waldjugend schon bald nicht mehr das, was sie heute ist. Denn, die Gruppenarbeit ist der Grundstein unseres Jugendverbands. Der BuGruLeh setzt genau da an, wo die neue Generation von Gruppenleitungen auf Unterstützung angewiesen ist. Er zeigt ihnen, dass sie nicht alleine mit ihrer Aufgabe sind und schafft eine ganz besondere Waldjugenderinnerung.

Zum Bundesgruppenleitungslehrgang

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