Stellungnahme zur Rodung im Hambacher Forst

Wir, die Bundesleitung der Deutschen Waldjugend, sprechen uns entschieden gegen eine Rodung von Altwäldern in Europa aus. Dies gilt insbesondere mit Blick auf eine übereilte Abholzung der verbleibenden Fläche des Hambacher Forsts zur Gewinnung des klimaschädlichen Energieträgers Braunkohle.

Kernelement unserer Arbeit ist es, jungen Menschen ein Verständnis für die Vorgänge in der Natur, insbesondere im Lebensraum Wald, zu vermitteln. Wir wollen Kindern und Jugendlichen die Notwendigkeit einer intakten Natur bewusst machen, für die ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt Voraussetzung ist.

Der Hambacher Forst existiert seit 12.000 Jahren und ist damit der älteste Wald des Rheinlandes. Er beherbergt über 140 geschützte Arten. Aus einem ökologischen Gutachten im Auftrag des BUND geht hervor, dass der Wald ein winterlindenreicher Maiglöckchen-Stieleichen-Hainbuchenwald mit hohem Altholzbestand ist, der unter anderem eine essentielle Bedeutung für zahlreiche Fledermausarten wie die Bechsteinfledermaus und das Große Mausohr hat. Die Einschätzung, „dass der Hambacher Wald dem europäischen Rechtsregime für den Schutz sog. ‚potentieller Flora-Fauna-Habitat-Gebiete’ (gem. Rechtsprechung des EuGH und BVerwG) unterfällt” (BUND, 2018), wird gerade vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster verhandelt.

Unsicher ist, inwieweit die Renaturierungsmaßnahmen der RWE Power AG an die ökologische Qualität des Altbestandes herankommen. Neben Altholz gehen durch die Rodung und den Tagebau vor allem die aufgrund ihres Alters so nährstoffreichen Lössböden verloren. Dass Aufforstungen die Abholzung von Altwäldern nicht kompensieren können, bestätigt auch das vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderte European Forest Institute: „Es ist fraglich, ob neuangepflanzte Wälder als Ersatz für Altbestände jemals die Altwälder einer Region ersetzen können, da alte Waldbestände historische Gemeinschaften und Genotypen beherbergen und sich die Besiedlungs- und Austauschbedingungen zusammen mit Bodenversauerung, Klima, biotischen Interaktionen und Konnektivität sowie der regionale Arten- und Genpool verändert haben” (Kraus und Krumm, 2013).

Daher fordern wir die RWE Power AG entschieden dazu auf, keine Fakten zu schaffen, während in der Kohlekommission noch verhandelt wird. Dies beeinflusst massiv den Erfolg des von der Bundesregierung einberufenen Gremiums, in dem RWE selbst vertreten ist. Deren Erfolg nicht aufs Spiel zu setzen muss auch im Interesse der Politik sein. Die Braunkohle gehört zu den klimaschädlichsten Energieträgern. Die Aufgabe der Kohlekommission ist es, einen Kohleausstiegspfad zu erarbeiten „mit dem die kurz-, mittel- und langfristigen Klimaschutzziele erreicht werden können. Zudem wird sie Vorschläge für eine Strukturentwicklung in den betroffenen Regionen vorlegen, mit denen Wachstum und Beschäftigung gestärkt werden sollen” (BMU, 2018). Die Kohlekommission setzt sich aus 31 Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Umweltverbänden, Gewerkschaften und den Vertretern der Braunkohle-Regionen zusammen.

Bundesleitung der Deutschen Waldjugend, 17.09.2018


Unsere Stellungnahme als Download: Stellungnahme Hambacher Forst


Was DU nun tun kannst:

  • im Kleinen: Verschiedene Akteure rufen derzeit zu friedlichen Bürgerprotesten im Internet auf, zum Beispiel hier: https://aktion.bund.net/hambacher-wald-retten-statt-roden oder hier: https://weact.campact.de/petitions/hambacher-wald-retten-klimaziele-realisieren-1
  • im Alltag: Woher kommt eigentlich dein Strom? Überprüfe doch mal die Stromquellen auf die dein Stromanbieter zurückgreift und suche einen, der auf Braunkohle verzichtet.
  • im Privaten: Es gibt zahlreiche friedliche Proteste zur Abholzung des Hambacher Forsts, oft untrennbar mit dem Braunkohle-Ausstieg verbunden. Vielleicht ist auch in deiner Region etwas geplant.

Informiert euch über die Hintergründe der Abholzung und des Braunkohleausstieges! Dazu ein paar Leseempfehlungen und Quellen:

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